Tiefenpsychologie

Tiefenpsychologische Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie beruht auf den theoretischen Grundlagen der Psychoanalyse. Mit gegenüber der klassischen psychoanalytischen Technik modifizierten Regeln (u. a. eine Therapiesitzung pro Woche oder weniger, Behandlung im Sitzen, weniger Therapiegesamtstunden, d. h. weniger Therapiezeit) strebt die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in dieser Zeit die Bearbeitung umgrenzter Zielsetzungen an: Symptomminderung, die Bearbeitung umschriebener innerer Konflikte wie z. B. bei einer Depression häufig die Thematik Abgrenzung und Durchsetzung eigener Bedürfnisse. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie dauert in der Regel zwischen 1/2 und 2 Jahren.
"Tiefe" in Tiefenpsychologie verweist sowohl auf die verborgene Tiefe des Unbewussten (unbewusste oder unverstandene Wünsche, Motive und Konflikte) als auch auf die "Tiefe der Zeit", also die fortdauernden Einflüsse aus Kindheit und Jugend. Für den Zweck dieser ganz kurzen Einführung möchten wir als wichtige Kennzeichen der psychoanalytischen Theorie drei Begriffe nennen:

1. Das Unbewusste: Die Psychoanalyse geht davon aus, dass es neben dem uns durch bewusste Anstrengungen zugänglichen Teil unserer Seele auch Teile gibt, die uns nicht bewusst sind, die aber dennoch wirksam sind und Einfluss auf unser inneres Erleben und unser äußeres Handeln haben. Die Behandlung zielt darauf ab, einen Teil dieses Unbewussten erkennbar zu machen, um dem Patienten eine bessere Erkenntnis und Befriedigung seiner Bedürfnisse zu ermöglichen.

2. Die Übertragung: Eine bestimmte Art und Weise der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen und deren Bewertung ist typisch für jeden von uns. Wir entwickeln in unserer Kindheit "Beziehungsmuster" durch die Auseinandersetzung mit unseren Eltern und/oder anderen wichtigen Bezugspersonen und neigen dazu, Beziehungen, die wir in unserem späteren Leben zu weiteren Menschen aufnehmen, nach den gleichen Mustern zu organisieren. Auch die Beziehung zu Psychotherapeuten wird unbewusst so gestaltet, wie wir es schon immer gemacht haben. In der Therapie wird versucht, diese Muster zu erkennen und bewusst zu machen, um eine größere Variationsbreite des Verhaltens zu ermöglichen. In der Psychoanalyse ist die Übertragung das wichtigste Mittel der Behandlung, in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie wird sie beachtet und womöglich genutzt, ist aber nicht so zentral im Behandlungsprozess.

3. Zweizeitige Entwicklung der Störung: Ein bestimmtes Verhaltensmuster, das in der Kindheit entwickelt wird, macht zu diesem Zeitpunkt Sinn und wird ins Verhaltensmuster einer Person aufgenommen. Mit diesem Verhalten kommt der Mensch recht gut durch das Leben bis er auf eine Situation trifft, wo er dieses Verhalten zwar wieder anwendet, es aber unpassend ist und deshalb Schwierigkeiten verursacht. Aufgrund von bestimmten psychischen Gesetzmäßigkeiten kann es aber nicht so ohne weiteres abgelegt werden und es kommt plötzlich oder allmählich zur Entwicklung von Krankheitssymptomen, weil das angestrebte Ziel des Verhaltens nicht erreicht werden kann. Die Wurzel des Verhaltensmusters liegt also in der Kindheit, der krankmachende Effekt hingegen in der Gegenwart. Die Therapie zielt darauf ab, diesen Zusammenhang bewusst zu machen, damit ein besser passendes Verhalten entwickelt werden kann.

Deutsche Fachgesellschaft für Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie e.V. (DFT), German Association for Psychodynamic Psychotherapy (GAPP)

Institut für Tiefenpsychologie, Gruppendynamik und Gruppentherapie, Berlin