Traumatherapie

Traumatisch wirken meist Ereignisse, die ein katastrophales Ausmaß haben und aufgrund ihrer Intensität das seelische Gleichgewicht angreifen. Sie können überraschend und unerwartet auftreten, z. B. Unfälle, aber auch voraussehbar sein, z. B. Vertreibung oder Flucht.
Man unterscheidet drei Typen von Traumaereignissen:

Typ I:
Kurzfristig und unerwartet: Naturkatastrophen (Lawinen, Flut), Unfälle, vorsätzliche Übergriffe (Attentat, Vergewaltigung)

Typ II:
Anhaltend und wiederholt, diese Ereignisse sind also dann vorhersehbar, aber nicht zu verhindern: beabsichtigte Gewalt (z. B. sexuelle Gewalterfahrung in der Kindheit, politische Verfolgung, Haft, Folter, Flucht)

Typ III:
Indirekt: Das Miterleben der Traumatisierung anderer

Traumareaktionen

Die meisten Menschen reagieren auf sie überwältigende, verletzende, traumatische Ereignisse mit Angst und Schrecken, Erstarrung oder Erregung, vielleicht sogar Verwirrung, mit „Abschalten“ oder das Geschehen von außen Betrachten. Dies ist eine allgemeine, fast immer auftretende „peritraumatische“ Reaktion (unmittelbare Reaktion) auf eine traumatische Situation.
Oft folgt darauf im Abstand von Tagen bzw. wenigen Wochen eine Phase einer akuten Traumareaktion als Versuch der Bewältigung des überwältigenden Erlebnisses. Einengung des Denkens auf das traumatische Erlebnis, Wiederholen der Traumaerfahrung in sich aufdrängenden Bildern, Erinnerungen oder Alpträumen (Intrusionen) wechselnd mit Gefühlen innerer Taubheit und Leere (Konstriktion) bzw. Rückzug und Erleben von Angst, Wut, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit sind normale Bewältigungsstrategien zu Beginn bis ungefähr vier Wochen nach dem Ereignis. Erst wenn die Symptome über diesen Zeitpunkt hinaus bestehen bleiben spricht man von einer Posttraumatische Belastungsstörung.

Traumabewältigung

Zu Anfang kann Psychotherapie bei dem natürlichen Versuch der Traumabewältigung unterstützen. Hier ist die Information des Betroffenen/der Betroffenen und der Angehörigen über diese natürlichen Abläufe wichtig und hilfreich, um diese Bewältigungsphase zu stützen und zu Beruhigung und Sicherheit zurück zu gelangen. Ggf. ist eine Traumatherapie nötig. Stabilisierung ist dabei zentral.
In der Traumatherapie unterscheidet man drei mögliche Phasen, wobei es zwischendurch immer wieder um Stabilisierung geht: Stabilisierung, Traumabearbeitung und Traumaintegration.

Methoden in der Traumatherapie

Es gibt verschiedene Methoden in der Traumatherapie:
Psychodynamisch imaginative Traumatherapie (PITT®) ist ein innovativer Therapieansatz, der von Frau Prof. Dr. Luise Reddemann zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelt wurde und sich daher insbesondere in der Behandlung von komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen, dissoziativen Störungen und Persönlichkeitsstörungen klinisch bewährt hat. PITT® integriert Elemente von angewandter Psychoanalyse mit solchen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und imaginativen Verfahren sowie Prinzipien der Achtsamkeitsmeditation. Leitend ist das Konzept der Selbstregulation und Selbstheilung.
Die psychodynamisch imaginative Traumatherapie (PITT)

Eine weitere Methode in der Traumtherapie ist das EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine aus neurophysiologischen Erkenntnis abgeleitete Methode, die die amerikanische Psychologin Francine Shapiro 1987 aufgrund einer zufälligen Entdeckung über die Wirksamkeit von horizontalen Augenbewegungen auf sie belastende Ereignisse entwickelt hat. Daraus entwickelte sich als Erklärung das Modell der beschleunigten Informationsverarbeitung bei Anwendung des Verfahrens. Bilder des belastenden Ereignisses werden zusammen mit Gedanken und Körpererleben aufgerufen und dann werden Augenbewegungen durch den Therapeuten angeregt. Es kommt darauf an, rechte und linke Hirnhälfte dabei wechselseitig zu stimulieren, das kann z. B. auch durch „Tapping“ (wechselseitiges – rechts/links - Tappen an den Handinnenflächen) geschehen. Dadurch sollen „abgesprengte Erinnerungsfragmente“ im Gehirn wieder integriert werden.

Insbesondere für Traumata, die durch Menschen zugefügt werden, gilt, dass das Selbst- und Weltvertrauen bzw. das Vertrauen in Beziehungen oft tiefgreifend verändert ist. Als dritte Phase der Traumatherapie folgt die Phase des Trauerns, der Integration und des Neubeginns.

Links

EMDRIA Deutschland e. V.: http://www.emdria.de/
http://www.luise-reddemann.info/
Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie: http://www.degpt.de/